Design unterscheidet sich von Kunst in einem zentralen Punkt: es muss einen Zweck haben. Visuell wird diese Funktion umgesetzt, indem man dafür sorgt, dass ein Bild einen zentralen Fokuspunkt oder ein Hauptaugenmerk hat. Die 7 Designprinzipien sind die Grundsätze, die Designer befolgen müssen, um eine wirkungsvolle Komposition zu erzeugen, welche eine Botschaft klar und deutlich an ihre Zielgruppe vermittelt.
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Design
prinzipien
Vielleicht denkst du jetzt «Warte mal! Ich dachte, bei Design geht es allein um Kreativität!» Wenn du ein Unternehmer oder Designer bist, der gerade am Anfang steht, bist du vielleicht versucht, etwas Verrücktes zu wagen und die ersten fünf Schriftarten und Farben miteinander zu kombinieren, die dir ins Auge fallen, in dem Glauben, etwas Neues und Frisches zu erschaffen. Dann würdest du wahrscheinlich am Ende mit einem Design dastehen, welches wirr, unfertig oder, nun ja, schlicht und einfach hässlich ist.
Grafikdesign, wie jede andere Disziplin auch, beruht auf Grundlagen und unterliegt strikten Regeln, die unter der Oberfläche wirken, damit das fertige Werk beständig und ausgewogen wird. Besitzt ein Werk diese Balance nicht, wird es schwach und ineffektiv sein.
Dieser Artikel wird dir die 7 grundsätzlichen Designprinzipien näherbringen, die dafür sorgen, dass dein nächstes Projekt herausragend wird.
Schwerpunkt
Sagen wir, du gestaltest ein Plakat für ein Konzert. Dabei solltest du dich fragen: Was ist die wichtigste Information, die meine Zielgruppe erfahren muss? Ist es die Band? Oder der Veranstaltungsort? Was ist mit dem Datum oder dem Preis?

Erstelle eine gedankliche Skizze. Lass dein Gehirn die Informationen ordnen und entwirf ein Design, welches diese Reihenfolge kommuniziert. Wenn der Name der Band die wichtigste Information ist, platziere ihn in der Mitte oder mache ihn zum grössten Element auf deinem Plakat. Oder du könntest für ihn die dickste und stärkste Schriftart wählen. Finde heraus, wie man Farbpsychologie einsetzt und nutze kräftige Farbkombinationen, um den Bandnamen hervorzuheben.
Wie beim Schreiben ohne Gliederung oder Bauen ohne Entwurf, so wird auch dein Design nicht erfolgreich sein, wenn du deine Komposition beginnst, ohne eine klare Vorstellung davon zu haben, was du kommunizieren willst.
Balance
Anordnung
Vergiss niemals, dass jedes Designelement, das du auf einer Seite platzierst, ein Gewicht hat. Das Gewicht kann von der Farbe, Grösse oder Textur herrühren. Genauso wie du nicht deine ganzen Möbel in eine Ecke des Raumes stellen würdest, kannst du nicht all deine schweren Elemente in einem Bereich deiner Komposition unterbringen. Ohne Balance wird der Betrachter das Gefühl haben, dass sein Blick von der Seite rutscht.

Symmetrisches Design erzeugt Balance durch gleichmässig ausgewogene Elemente, die beiderseits einer Mittellinie angeordnet sind. Asymmetrisches Design hingegen nutzt gegensätzliche Gewichte (wie ein grosses Element, das im Kontrast zu mehreren kleineren Elementen steht), um eine Komposition zu erzeugen, die zwar nicht gleichmässig ist, aber dennoch ein Gleichgewicht hat.
Symmetrische Designs sind immer angenehm, wenn nicht gar hin und wieder langweilig. Asymmetrische Designs sind gewagter und liefern echte optische Hingucker und Bewegung für deine Komposition.
Kontrast
Kontrast ist das, was Menschen meinen, wenn sie sagen, ein Design «fällt auf». Es sticht aus der Seite heraus und bleibt dir im Gedächtnis. Kontrast erzeugt den Raum und die Unterschiede zwischen den Elementen in deinem Design. Dein Hintergrund muss sich deutlich von den Farben deiner Elemente unterscheiden, damit sie harmonisch zusammenarbeiten und lesbar sind.

Wenn du vorhast mit Schrift zu arbeiten, ist es unerlässlich, die Bedeutung von Kontrast zu verstehen, denn er sorgt dafür, dass Stärke und Grösse deiner Schrift ausbalanciert sind. Woher soll deine Zielgruppe wissen, was wichtig ist, wenn alles fett geschrieben ist?
Wenn du dir Beispiele von wirklich starken, wirkungsvollen Designs ansiehst, wirst du feststellen, dass die meisten Designs lediglich eine oder zwei Schriftarten verwenden. Das liegt daran, dass man Kontrast problemlos mit zwei ausdrucksstarken Schriftarten erreichen kann (oder sogar nur einer guten Schriftart in verschiedenen Stärken). Wenn du mehr Schriftarten hinzufügst, verwässerst du den Zweck deines Designs und es verliert an Klarheit.
Wiederholung
Wenn du dich auf zwei starke Schriftarten oder drei starke Farben beschränkst, wirst du schnell merken, dass du manche Dinge wiederholen musst. Das ist okay! Oft wird gesagt, dass Wiederholung ein Design vereinheitlicht und stärkt. Wenn nur ein einziges Element auf deinem Bandplakat in blauer Serifenschrift gehalten ist, kann es wie ein Fehler aussehen. Wenn drei Elemente in blauer Serifenschrift geschrieben sind, hast du ein Motiv erzeugt und erlangst wieder die Kontrolle über dein Design.

Wiederholung kann über gedruckte Produkte hinaus wichtig sein. Im Trend bei aktuellen Verpackungsdesigns sind beispielsweise wunderschöne, wiederkehrende illustrierte Muster. Und jeder, der über ein Startup nachdenkt, weiss, dass eines der ersten Dinge, die man braucht, ein starkes Logo ist, welches immer wieder auf deiner Website, deinen Visitenkarten, in den sozialen Medien usw. zu sehen ist. Markenidentität? Ist einfach ein anderes Wort für Wiederholung.
Proportion
Proportion ist die visuelle Grösse und das Gewicht von Elementen in einer Komposition und wie sie sich zueinander verhalten. Es hilft oftmals, dein Design in Teilen anzugehen, anstatt es als Ganzes in Angriff zu nehmen.

Zusammengehörige Dinge zu gruppieren, kann ihnen bei kleinerer Grösse Wichtigkeit verleihen – denke an ein Feld im unteren Bereich deines Plakats für Ticketinformationen oder eine Seitenleiste mit Suchbegriffen auf einer Website. Proportion kann erreicht werden, wenn alle Elemente deines Designs eine angemessene Grösse haben und wohlüberlegt platziert sind. Sobald du Ausrichtung, Balance und Kontrast gemeistert hast, sollte die Proportion auf natürliche Weise von allein entstehen.
Bewegung
Zurück zu unserem Konzertplakat. Wenn du dich entscheiden würdest, dass die Band die wichtigste Information auf der Seite ist und der Veranstaltungsort die zweitwichtigste, wie würdest du das deiner Zielgruppe vermitteln?

Bewegung im Grafikdesign bedeutet, die Elemente in einer Komposition zu kontrollieren, damit der Blick von einer Information zur nächsten geführt wird und die Informationen richtig an deine Zielgruppe vermittelt werden. Bewegung erzeugt die Geschichte, die dein Werk erzählt: Eine Band spielt, dies ist der Veranstaltungsort, um die Uhrzeit, so bekommst du Tickets. Die oben erwähnten Elemente – besonders Balance, Ausrichtung und Kontrast – werden auf dieses Ziel hinarbeiten, aber ohne die korrekte Bewegung wird dein Design von vornherein scheitern.
Wenn du dir dein Design ansiehst und das Gefühl hast, dein Blick würde an irgendeinem Punkt «festhängen» – ein Element ist zu gross, zu ausgeprägt, nicht genau mittig, nicht die passende Farbe – gehe zurück und korrigiere es, bis alles harmonisch ist.
Weissraum
Alle anderen Elemente drehen sich um das, was du zu deinem Design hinzufügst. Weissraum (oder Negativraum) ist das einzige, das sich ausdrücklich um das dreht, was du nicht hinzufügst. Weissraum ist – genau wie das Wort schon sagt – der leere Raum, der die Elemente deiner Komposition umgibt. Für unerfahrene Designer kann das ein gefährlicher Bereich sein. Oftmals kann aus einer mittelmässigen Komposition eine erfolgreiche werden, wenn man ihr mehr Raum zum Atmen gibt.

Weissraum ist nicht einfach da und tut nichts – er erzeugt Hierarchie und Ordnung. Unser Gehirn assoziiert naturgemäss Weissraum um ein Element herum mit Wichtigkeit und Überfluss. Er sagt unseren Augen, dass Objekte in einem Bereich getrennt von anderen Objekten zu betrachten sind.
Noch spannender ist, dass Weissraum ein komplett anderes Bild oder eine andere Idee deines Hauptdesigns kommunizieren kann, so dass es sich für den Betrachter lohnt, sich damit zu beschäftigen. Das Festival-Plakat nutzt aktiven Negativraum, um mehrere Ideen in einem kreativen Design zu kommunizieren.
Anwendung
Ein Design muss nicht immer streng diesen Regeln folgen, um «gut» zu sein. Einige absolut atemberaubende Designs ignorieren eine oder mehrere dieser Regeln, um ein auffälliges und wirkungsvolles Werk zu erzeugen.
Schau dir beispielsweise das Cover von «The Bed Moved» an, designt von Janet Hansen. Es war eines der meist gelobten Buchcover von 2016.
Aber hast du die erste Zeile auf den ersten Blick als «Theeb» gelesen? Ist dein Auge zur untersten Zeile gesprungen, wo das M von «Moved» alleinstehend auf einer anderen Linie ist als der Rest des Wortes? Das Design bricht ganz klar die zwei Regeln von Bewegung und Ausrichtung. Aber! Aufgrund der selbstbewussten Verwendung eines kontrastreichen Farbschemas und sich wiederholender Struktur wird dein Blick ohne Mühe auf den Buchtitel und Namen der Autorin gelenkt.
Die essentielle Information wird vermittelt. Dieser holprige Moment leichter Verwirrung ist es, was dieses Design so revolutionär und bereichernd macht.
Die Elemente eines Designs sollten als bewegliche Teile betrachtet werden, welche sich verbinden, um eine Geschichte zu erzählen. Wenn du dein Designprojekt angehst, musst du dich zuerst mit diesen Designprinzipien vertraut machen. Nur dann wirst du in der Lage sein, die Regeln zu brechen und deinen ganz eigenen Stil zu erschaffen.

Kurzfassung
Design hat immer einen Zweck. Du musst eine Botschaft an deine Zielgruppe vermitteln. Damit dies gelingt, kannst du dich an den 7 Designprinzipien orientieren. Als erstes solltest du dir Gedanken darüber machen, welches die wichtigste Information ist? Wo willst du Schwerpunkte setzen? Die wichtigsten Elemente kannst du zum Beispiel durch ihre Grösse, Position, Farbwahl etc. in den Vordergrund heben. Dabei musst du das Gewicht einzelner Elemente beachten. Die Komposition sollte immer in guter Balance stehen. Damit Elemente harmonisch wirken und gut lesbar sind, müssen sie sich vom Hintergrund unterscheiden. Durch den gezielten Einsatz von Kontrasten können bestimmte Komponente hervorgehoben werden. Wiederholungen führen ebenfalls zu hoher Relevanz. Repetitive Elemente vereinheitlichen und stärken dein Design. Das Gewicht einzelner Gestaltungselemente kann durch ihre Proportionen beeinflusst werden. Gruppierte Elemente weisen ebenfalls eine höhere Wichtigkeit auf. Bewegung im Design kontrolliert und lenkt den Blick des Betrachters. Dadurch kann die korrekte Vermittlung der Informationen gewährleistet werden. Vergiss nicht, Bewegung lässt die Geschichte entstehen, die dein Werk erzählt. Bei der Gestaltung ist auch der Weissraum als Form zu betrachten. Habe Mut, Raum bewusst frei zu lassen. Er erzeugt ebenfalls Ordnung und Hierarchie.
Tipp
Es gibt keine genaue Anleitung, wie du die Prinzipien anwenden musst. Breche bewusst gewisse Regeln. Denke aber immer daran, dass du mit deiner Gestaltung eine Geschichte nach aussen trägst.
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